Hof Wessels der Hertener Bürgerstiftung, BNE Regionalzentrum für den Kreis Recklinghausen

Ökologisch verträglich – ökonomisch tragfähig – sozial gerecht

Das Gelände des schon über 100 Jahre alten Hofes Wessels wurde 2000 von der Hertener Bürgerstiftung erworben, um dort einen Ort der beruflichen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Bildung zu etablieren mit dem Ziel „Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sozialer Stellung oder Beeinträchtigung zu ermöglichen und zu verbessern“.

Seit dem Jahr 2004 wird der Bereich der „außerschulischen Umweltbildung“ zunehmend ausgebaut. Angeregt durch die Agenda 21, die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes NRW und die „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen (UN) mit den 17 „Sustainable Development Goals“ (SDG - Ziele für nachhaltige Entwicklung) hat sich die pädagogisch-inhaltliche Arbeit auf dem Hof stetig weiterentwickelt.

Seit 2021 ist der Hof Wessels BNE*-Regionalzentrum für den Kreis Recklinghausen und somit Partnereinrichtung im BNE-Landesnetzwerk. Kooperationen und (Bildungs-)Partnerschaften spielen in unserer Arbeit eine wichtige Rolle. Der Hof Wessels ist regional und überregional breit vernetzt. Eine stetige, konstruktive und bereichernde Zusammenarbeit, um gemeinsame Ziele auf Grundlage der SDG`S mit unseren Partnereinrichtungen zu erreichen, ist ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit.

Als außerschulischer Lernort haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die wechselseitige Beziehung von Menschen, Tier und Natur auf nachhaltige Weise zu stärken. Im Zentrum steht dabei ein ökologisch, ökonomisch und sozial bewusster Umgang mit der Natur. Unsere Besucher:innen, die Kinder und Jugendlichen in unseren Workshops, die Teilnehmer:innen unserer Angebote und die beteiligten Kooperationspartner sollen bei uns und mit uns sinnlich erfahren, dass sie ein Teil dieser Natur sind. Im Rahmen einer reflektierten Verbraucherbildung und der Bildung für Nachhaltigkeit soll das Bewusstsein für die Konsequenzen unserer Handlungen, unserer Konsumentscheidungen, der Anbaumethoden oder der Art der Tierhaltung gestärkt werden. Der Mensch selber ist ein Teil der Natur, und unsere Gesellschaft ist nur dann zukunftsfähig, wenn wir uns wieder auf diese Tatsache besinnen und die Verantwortung für die Konsequenzen unseres eigenen Handelns übernehmen.

Mit unseren Angeboten, die im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung und Umweltbildung durchgeführt werden, möchten wir Möglichkeiten und Alternativen für einen nachhaltigen Lebenswandel aufzeigen, den Blick für eine multiperspektivische Sicht öffnen und die Menschen somit befähigen, sich an der Umgestaltung der Gesellschaft hin zu einer enkeltauglichen Zukunft aktiv zu beteiligen.

Die im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung wichtige Vermittlung einer zukunftsweisenden Handlungs- und Gestaltungskompetenz (nach Gerhard de Haan) ist ein zentrales Anliegen unserer (pädagogischen) Angebote auf dem Hof Wessels.

Als Gesamteinrichtung ist uns ein nachhaltiges Handeln und die soziale, ökologische Verträglichkeit in allen Bereichen ein wichtiges Anliegen. Dies drückt sich u.a. durch unsere ökologische Landwirtschaft, durch die artgerechte Honigbienenhaltung, durch den Einkauf von biologischen Produkten bzw. Lebensmitteln mit einem Schwerpunkt auf fair gehandelten Waren (Politische Dimension) aus.

Ein grundlegender Bestandteil unserer Arbeit ist der verantwortungsvolle Umgang mit unseren zur Verfügung stehenden Ressourcen und ein achtsamer Umgang mit der Natur und allen Lebewesen. Durch unser Verhalten miteinander, durch den Blick nach außen, den Blick über Ländergrenzen hinweg, durch unsere Arbeit im BNE-Landesnetzwerk und durch unsere Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, setzen wir uns bewusst für eine ökologisch verträgliche, ökonomisch tragfähige, sozial gerechte und politisch gestützte Gesellschaft ein.

Das Hof-Gelände und die vielfältigen Möglichkeiten

Der Hof Wessels liegt im Kreis Recklinghausen, im Stadtteil Westerholt der Stadt Herten. Als eine kleine grüne Oase bietet der Hof einen starken Kontrast zur bergbaulich-industriell geprägten Umgebung. Auf dem zwei Hektar großen Gelände befinden sich Streuobstwiesen, eine ökologisch geführte Landwirtschaft, die Stallungen und Gehege unserer Hoftiere, ein Bienenstand, Wiesen, Hecken, Kräuter-/Färber-/Heilgärten sowie Naschgärten.

Das Gelände bietet somit vielfältige Möglichkeiten für Angebote im Bereich nachhaltige Entwicklung, Umweltbildung und Naturschutz. In den drei Hofgebäuden gibt es unterschiedlich nutzbare Räumlichkeiten, die für den Seminarbetrieb ausgestattet sind, sowie eine Küche und eine Holzwerkstatt. Alle Gebäude sowie das Gelände sind größtenteils barrierefrei und können auch von inklusiven Gruppen genutzt werden.

Das Gelände verfügt weiterhin über Gewächshäuser, ein Backhaus, Spielwiesen und Lagerfeuerstellen sowie weitere überdachte Rückzugs- und Schutzorte für besonders herausfordernde Wetterlagen. Diese vielfältige Lernumgebung, in der wir Lernprozesse vorbereiten, steuern, begleiten und reflektieren, ist selbst in einem stetigen Entwicklungsprozess.

Eine klimafreundliche Anreise ist durch die gute Anbindung an den ÖPNV ebenso wie durch die direkte Anbindung an die Fahrradtrasse „Allee des Wandels“ möglich, zudem steht eine Elektroladestation kostenfrei zur Verfügung.

BNE im Zentrum der Arbeit und Zusammenarbeit mit anderen BNE-Akteuren

Ziel unserer Angebote und unserer Kooperation mit schulischen- und außerschulischen Bildungseinrichtungen ist es, Bildung für nachhaltige Entwicklung langfristig zu etablieren, das Landesprogramm „Schule der Zukunft“ mitzutragen, Partnereinrichtungen hierfür zu gewinnen, bestehende Bildungsnetzwerke zu stärken und neue Netzwerke auf den Weg zu bringen. Für unsere Bildungspartner-Einrichtungen wollen wir ein außerschulischer Partner sein, der Teilnehmende entsprechend ihres individuellen Entwicklungsstandes durch unsere aktivierenden, handlungsorientierten Programme, Workshops und Seminare dazu befähigt, (komplexe) Zusammenhänge zu erkennen, zu verstehen, zu reflektieren, verantwortungsvoll zu entscheiden und zu handeln, um so zu einer Entwicklung beizutragen, von der letztendlich alle Menschen dieser Erde profitieren.

Ausgehend von den Bedarfen der jeweiligen Einrichtungen, möchten wir den mit uns kooperierenden Partnern, Kitas und Schulen anbieten, mögliche Handlungsfelder für eine nachhaltige Entwicklung in deren Konzept zu benennen und mit uns in Zusammenarbeit zum Beispiel Aspekte von BNE, die wir auf dem Hof anbieten können, in den schuleigenen Lehrplänen oder Bildungsplänen zu verankern.   

1) Auf dem Hof Wessels werden für Schulen (Grundschulen, Förderschulen, Schulen der Sekundarstufe I und II und Berufskollegs) sowie für weitere Bildungseinrichtungen (Kitas) zahlreiche Aktionen, Programme und Projekte angeboten:

  • 3 bis 8-stündige Workshops/Unterrichtstage
  • ein- oder mehrtägige Angebote
  • Angebote, die sich kontinuierlich über das Schuljahr erstrecken
  • Schüler:innen Akademien und BNE Module

2) Weiterhin richten sich Angebote an Familien, Kinder, Jugendliche außerhalb eines schulischen Kontextes:

  • Geburtstage
  • Freizeiten
  • Ferienworkshops
  • Freie Gruppenangebote
  • Feste

3) Projekte, Seminare, Fortbildungen für Erwachsene (Lehrkräfte, Erzieher:innen, Multiplikator:innen, Interessierte) im Rahmen der Arbeit als BNE-Regionalzentrum. Ergänzend mit externen Referenten bzw. Referentinnen und Einrichtungen

4) Feste und Veranstaltungen (offen für alle Bürger:innen)

5) Angebote in Kooperation mit anderen Einrichtungen und Bildungspartnern

Unsere Angebote finden zum Großteil in Präsenz auf unserm Gelände statt, daneben bieten wir digitale Formate und Aktionen an externen Standorten an.

Uns liegt es am Herzen, dass alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene, unabhängig von ihren Grundvoraussetzungen, ihrer Herkunft, ihrer sozialen Stellung oder ihres Bildungshintergrunds die Chance bekommen, an einer Bildung für nachhaltige Entwicklung zu partizipieren. Deswegen legen wir einen besonderen Schwerpunkt darauf, alle gesellschaftlichen Gruppen mit unseren Angeboten zu erreichen. Die Angebote werden zum Teil in Kooperation mit weiteren Bildungseinrichtungen organisiert. Hier ist uns der Austausch, eine Bereicherung der Themen, der Wissenstransfer und die partnerschaftliche Zusammenarbeit wichtig.

Gemäß der Leitlinie BNE des Landes NRW möchten wir unseren Teil dazu beitragen, die Menschen, die unsere Angebote nutzen, zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen. Unser Blick liegt hierbei auf dem Kompetenzerwerb und der Potenzialentfaltung im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.

 

Besonderheiten der Einrichtung

Unser Leitspruch für viele der pädagogischen Angebote lautet: „Mit dem Rüstzeug von gestern und dem Wissen von heute, für eine Welt von morgen.“

Besonderer Wert wird auf die Erprobung und Ausführung alter Kultur- Handwerkstechniken (u. a. flechten, sensen, Besen binden, Verarbeitung von Schafwolle) gelegt, diese werden thematisch in die Gegenwart transformiert (Alltagsbezug) und auf ihre Zukunftsfähigkeit überprüft. Somit initiieren wir durch praktische Erfahrung Bildungsprozesse zum Kompetenzerwerb im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung.

Durch die nachhaltige und ökologische Landwirtschaft, die 2016 in ihrer jetzigen Form auf dem Hof Wessels etabliert wurde, können in unseren Kursen, Seminaren, Fortbildungen und Programmen fachlich fundiert verschiedene Themenbereiche aktiv erlebt, erarbeitet und reflektiert werden. Unter anderem können sich die TN mit Gemüsezucht, der Bodengesundheit, einer nachhaltigen Wasserwirtschaft oder dem Einsatz von Solarmodulen auseinandersetzen.

Die dem Hof Wessels angeschlossene SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft), die zurzeit 45 Familien regional mit biologischem Gemüse versorgt, schafft ein Bewusstsein für regionale, ökologische Produkte, die fair, transparent, persönlich und klimafreundlich angebaut und vermarktet werden.

In den natürlichen Kreislauf fügen sich die Hoftiere mit ein. Diese pädagogischen Nutztiere veranschaulichen unseren Teilnehmenden lebendig das Bauernhofleben, die Bedeutung von (Nutz-)Tieren in einer ökologischen Landwirtschaft, sie geben die Möglichkeit zur multiperspektivischen Betrachtung und zur Übernahme von Verantwortung.

Die Hoftiere sind Ausgangpunkt für die verschiedensten Aktionen und Projekte mit Kindern und Jugendlichen im Rahmen der pädagogischen Programme und Ferienfreizeiten. Die Honigbienenhaltung komplettiert die Tierhaltung und schafft die Brücke zu Blüten, Bestäubung, Vielfalt, Ertrag und Ernte. Durch den digitalen Bienenstock, der durch den BNE-Arbeitskreis im Kreis Recklinghausen möglich gemacht wurde, ist eine hohe öffentliche Reichweite und die Möglichkeit weitere BNE-Module zu veranstalten, entstanden.

BNE trifft MINT: Das naturwissenschaftlich-technische Lernen und BNE haben in den Bildungsvorgaben für KiTas und in den Lehrplänen der Schulen eine zentrale Stellung zugewiesen bekommen. Auf dem Hof Wessels können Schüler:innen ganz praktisch und handlungsorientiert Aspekte von BNE und MINT-Fächern erfahren und sich so den zukunftsrelevanten Herausforderungen stellen, indem sie sich beispielsweise in Jahresprojekten auf dem Hof mit zukunftstauglichen Bewässerungssystemen, einer regenerativen Stromerzeugung oder einer sinnhaften Abfallverwertung auseinandersetzen.

Grundsätzliches zu unserer Arbeitsweise

Da uns gegenseitiger Respekt, Toleranz, Offenheit, ein gewaltfreier Umgang und Wertschätzung genauso wichtig sind wie die Sicherheit und das Vertrauen unserer Teilnehmenden wurde 2022 - im Team - ein Schutzkonzept erarbeitet und mit der Hertener Bürgerstiftung abgestimmt, welches seitdem allen Mitarbeitenden des Hof Wessels als Basis ihrer Arbeit dient.

Konstruktive Rückmeldungen von Teilnehmenden, Einrichtungen, Teammitgliedern und Ehrenamtler:innen sind ein wichtiges Korrektiv für unsere Tätigkeit. Dieses Feedback, erfassen wir in regelmäßigen Teams, kollegialen, bereichsübergreifenden Gesprächen und in schriftlichen Fragebögen, die an Teilnehmende und Einrichtungen rausgegeben und die regelmäßig evaluiert und reflektiert werden.

Beschwerden werden entsprechend des QM Systems behandelt, ernst genommen, im entsprechenden Team besprochen und bearbeitet, über das Ergebnis wird der Rückmeldende zeitnah informiert.

Durch regelmäßige interne wie externe Fortbildungen, im Bereich der Umweltpädagogik, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Qualitätsentwicklung sichern wir die Durchführung des pädagogischen Konzeptes, unsere Qualität in Seminaren und Bildungsveranstaltungen und die Weiterentwicklung unserer Angebote.

Das Leitbild ist in einem gemeinsamen, fortlaufenden Entwicklungsprozess, unter externer Begleitung des Pädagogik-Teams vorbereitet worden und in Abstimmung mit dem Gesamtteam weiterentwickelt worden. Die Hertener Bürgerstiftung wurde in den Prozess einbezogen. Das Leitbild findet die Zustimmung der Stiftung, des Teams und wird auf der Homepage veröffentlicht.

 

*BNE, Bildung für nachhaltige Entwicklung, weitere Informationen hierzu www.bne-portal.de

Stand 12.2022